Sassi, die Heldin des Romans, lebt in der heutigen Zeit irgendwo in Deutschland. Sie wächst unter desolaten familiären Bedingungen und mit psychischer Gewalt auf und wird schon als kleines Kind durch das Desinteresse, die Alkoholsucht und die Brutalität ihrer Eltern und Angehörigen traumatisiert.
Einzig ihre Großeltern sind durch ihre Liebe und Beständigkeit ein fester Haltepunkt in Sassis jugendlichem Leben. Der Opa stirbt als sie Anfang 20 ist und damit endet auch diese emotionale Sicherheit.
Sie verliert die einzige Bodenplatte unter ihren Füssen. Erst 12 Jahre später wird sie sie durch die Geburt ihrer eigenen Kinder wiedererlangen, aber auch dann nur begrenzt.
Ihre Beziehungen zu anderen Menschen und insbesondere zu Männern sind und bleiben problematisch. Die fehlende Fähigkeit Vertrauen zu anderen und zu sich selbst zu entwickeln, zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben.
Schon im frühen Kindesalter erwacht Sassis Körperbewusstsein und ihre Sexualität und sie entwickelt ein starkes Interesse am anderen Geschlecht. Nicht nur, dass sie es mag und sich danach sehnt körperliche Nähe und Berührungen zu spüren, sie fühlt auch extrem sexuell, liebt die Erregung und das Spiel der Erotik.
Sie hat viel Lust, ist offen und weder übermäßig schüchtern noch moralisch gehemmt. Fremde Haut zu erleben ist ihr Ventil und ihre Möglichkeit anderen Menschen zu begegnen.
Monogam im Empfinden, ist sie hin- und hergerissen zwischen dem Erdulden dessen, was ihr jeweiliger Partner ihr bietet und dem vagen Erahnen, dass die Welt draußen ihr viel mehr bieten könnte. Nach ihrer zweiten Scheidung mit 50 Jahren und einer zeitgleichen Krebsdiagnose wird ihr Misstrauen der Männerwelt gegenüber so groß, dass sie nicht mehr imstande ist, eine feste Beziehung in der Art einzugehen, wie sie es bislang kannte und getan hatte.
Sie fängt an sich ihrer Selbst und ihrer Möglichkeiten bewusst zu werden und nach neuen Wegen zu suchen. Dabei entdeckt sie „Das Land der Töchter“.
Ein matriarchalisches Gesellschaftssystem des Volks der Mosuo, die in den Bergen Chinas an der Grenze zu Tibet leben. Dort werden keine Ehen geschlossen.
Kinder werden im mütterlichen Familienverband aufgezogen, die Vaterschaft ist weder an Rechte noch an Pflichten gebunden. Schwere Depressionen und Selbstmord sind fast unbekannt, die Kriminalitätsrate ist verschwindend gering, die Kinder werden von allen Familienmitgliedern liebevoll betreut und Gewalt in der Erziehung ist bei den Mosuo unbekannt.
Die Vorstellung, dass ein solches Aufwachsen ihr Leid und ihre Traumata erspart hätten, und, dass sie es unbewusst bereits seit der Geburt ihrer Kinder gelebt hatte, bewirkt eine radikal neue Ausrichtung in ihren Wünschen. Nun ist es nicht mehr das innige Zusammensein mit einem geliebten Mann auf Gedeih und Verderb, sondern das Glücklich und Zufriedensein mit sich selbst, was sie erstrebt.
Sie erkennt, dass Sexualität nach wie vor gut und schön ist, aber nicht die Emotionalität sozialer Kontakte ersetzen kann. Es hat nichts mit Liebe zu tun, sondern ist eben einfach nur Sex! Sie stürzt sich in die hedonistische Welt der kurzlebigen Sexkontakte, um dieses neue Empfinden zu trainieren – sozusagen im Selbstversuch.
Und sie lernt, Liebe von Geilheit zu unterscheiden. Sie lernt auf ihre Intuition zu hören und „nein!“ zu sagen, aber ebenso auch zu nehmen, wenn ihr danach ist.
Sie lernt sich selbst zu lieben. .