Lässt sich die kritische Methode, die laut Popper für den Wissenszuwachs und den Fortschritt der empirischen Wissenschaften verantwortlich ist, auf die Sozialwissenschaften übertragen? Auf diese Frage antworteten viele von Poppers Vorgängern, insbesondere die Anti-Naturalisten, mit Nein, da sie glaubten, dass die historische Relativität sozialer Gesetze die meisten Methoden der Physik in der Soziologie unwirksam mache. Aber mit dem Konzept der kritischen Rationalität und der Übernahme der Falsifizierbarkeit als Kriterium der Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft erkennt Popper die Verschiebung des Kriteriums der Wissenschaftlichkeit vom Verifikationismus hin zum Falsifikationismus, der als strenge Prüfung von Theorien verstanden wird.

Daraus ergeben sich zwei wesentliche Konsequenzen. Einerseits die Berücksichtigung der hypothetisch-deduktiven Methode „Versuch und Irrtum“ als einzigartige Untersuchungsmethode sowohl in den Natur- als auch in den Sozialwissenschaften; und andererseits die für jede rationale Tätigkeit gebotene Möglichkeit, dank der intersubjektiven Kritik unserer Theorien die Objektivität des Wissens zu beanspruchen.

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